Bandscheibenvorfälle (Diskushernien) treten jährlich bei ca. 5 bis 20 pro 1000 Erwachsenen auf, vorwiegend zwischen dem 30. und dem 50. Lebensjahr. Männer sind fast doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Zu Bandscheibenvorfällen kommt es hauptsächlich im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule.

Welches sind die therapeutischen Möglichkeiten? Lesen Sie dazu das folgende Interview mit Prof. Dr. med. Sebastian Weckbach und den ausführlichen Artikel zum Thema, der in der Patientenzeitschrift von Hirslanden erschienen ist (siehe Downloads).

Interview

Wo liegt die Herausforderung bei der Diagnostik und der Therapie von Patienten mit einem Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule und ausstrahlenden Rückenschmerzen?

 

Prof. Weckbach: Die Herausforderung liegt in der exakten Diagnosestellung. Dazu ist eine klinisch-neurologische Untersuchung sowie daran anschliessend eine passende Bildgebung mittels Röntgen und MRI notwendig.

Wie im Artikel in der Patientenzeitschrift von Hirslanden angedeutet, liegen bei relativ vielen Patientinnen und Patienten Bandscheibenvorfälle vor, die jedoch keine Probleme bereiten. Hier ist das Augenmerk auf die Klinik, d.h. das Beschwerdebild des Patienten, zu richten und die Befunde der Bildgebung sind sorgfältig mit der klinischen Untersuchung in Zusammenhang zu bringen.

Selbstverständlich sind andere Ursachen für ausstrahlende Schmerzen, wie z. B. Gefäss- und Gelenkprobleme, auszuschliessen.

 

Sie pflegen einen interdisziplinären Ansatz. Was zeichnet diesen aus und welche Fachgebiete sind involviert?


Prof. Weckbach: Unser interdisziplinärer Ansatz besteht aus der engen Zusammenarbeit in der Diagnostik/Befunderhebung sowie der konservativen und operativen Therapie von Patienten mit Erkrankungen der Wirbelsäule.

NeuroSpineZürich – Wirbelsäule interdisziplinär vereint seit 1997 die Disziplinen Allgemeinmedizin, Neurochirurgie, Orthopädie, Rheumatologie, physikalische Medizin und Rehabilitation unter einem Dach. Somit können wir unterschiedliche Therapieansätze und Sichtweisen zusammenbringen und ein individuelles Behandlungsregime für alle Patientinnen und Patienten erstellen. Wir lernen täglich voneinander.

 

Bei einer Operation wird der Bandscheibenvorfall, d.h. das in den Wirbelkanal ausgetretene innere Bandscheibengewebe, entfernt. Was passiert mit diesem Gewebe bei einer konservativen Behandlung?

 

Prof. Weckbach: Das Ziel der konservativen Behandlung von Bandscheibenvorfällen liegt darin, den Schmerz der Betroffenen so lange kontrollieren zu können, bis der Körper es geschafft hat, das Bandscheibenmaterial selber aufzulösen.

Je wasserhaltiger ein Bandscheibenvorfall ist, desto häufiger gelingt dies und desto grösser sind die Chancen, dass ein konservatives Management erfolgversprechend ist. Allerdings benötigt dieser Prozess mehrere Wochen. Sollte die Schmerzfreiheit nach 6 bis 12 Wochen nicht eintreten, ist oft eine Operation angezeigt, um der Chronifizierung der Schmerzen vorzubeugen.

 

Welche Ziele verfolgt die Behandlung, ob konservativ oder operativ?


Prof. Weckbach: Die Ziele der Behandlung eines Bandscheibenvorfalles sind immer die folgenden: Verhinderung von Lähmungen, Verbesserung der Funktion bei bereits bestehenden Lähmungen, Verminderung oder Behebung von Schmerzen, Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit sowie Sicherung der Teilhabe am sozialen Leben.